Alien (1979) – Im Weltraum hört dich niemand schreien

Alien. Kein Film wird in meinem Bekanntenkreis häufiger als Referenz herangezogen, wenn es um Horror und Science-Fiction geht.

Blöd nur, wenn man dann merkt, dass man diesen Film zum letzten Mal vor mehr als 15 Jahren gesehen hat und im Kopf eigentlich noch gar nicht bereit dazu war. Kurz: Ich hatte keine Erinnerung an diesen Film!

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Das musste sich ändern und nur ein paar Mausklicks und Tage später, lag die Anthology im Postkasten. Recherchen in der IMDb steigerten die Vorfreude zusätzlich.

Zurück in die Vergangenheit

Visionär und erschreckend sind nur zwei Prädikate, mit denen man diesen Film beschreiben kann. Ridley Scott hat 1979 mit Alien einen Meilenstein der Filmgeschichte erschaffen.

Obwohl der Film von 1979 ist, kann ich mich an keinen Film erinnern, der mehr durch seine Bilder spricht.

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Die Eingangssequenz ist bereits derart vereinnahmend, dass man nach wenigen Sekunden in der Geschichte versinkt.

Erst nach knapp fünf Minuten wird zum ersten Mal gesprochen, bis dahin transportiert der Film mit seinen Kamerafahrten und Tönen eine Szenerie der Angst.

Als Zuschauer verspürt man diese Angst aber nicht durch das Gesehene, sondern durch das Abwesende, durch die Auslassung. Man weiß, dass sich in den Schatten der Nostromo etwas Böses, etwas Zerstörerisches verbirgt.

Die im Genre des Horrorfilm häufig zitierte Regel “don’t show the monster“ wird in Alien in Perfektion umgesetzt.

Bis man das Monster, das Alien zum ersten Mal sieht, ist man innerlich mehrere Tode gestorben, war sich mehrfach sicher, dass es sich hinter der nächsten Ecke verbergen müssen. Aber Scott konstruiert seinen Horror durch Aufschiebung.

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Es ist, als schleiche man durch seine Wohnung, wohlwissend, dass sich jemand versteckt hat. Mit jedem freien Raum wächst die Erleichterung nicht erschreckt worden zu sein. Gleichzeitig steigt jedoch die Furcht, denn man weiß, dass der Schrecken noch kommt.

Ein neues Genre

Durch die Verbindung von Horror und Science-Fiction hat Ridley Scott ein neues Genre begründet, welches sich stark von anderen zeitgenössischen Produktionen wie dem märchenhaften Star Wars abhob.

Denn der Weltraum ist für Scott kein Ort, an dem man Märchen erzählt. Nein. Der Weltraum ist für Scott ein Ort des Schreckens.

Durch seine Kunstfertigkeit hat Scott majestätische Bilder geschaffen, die Angst schüren und Klaustrophobie im Kinosaal oder dem eigenen Wohnzimmer spürbar machen.

Im Weltraum hört dich niemand schreien

Die Geschichte von Alien ist auf dem Papier alles andere als umwerfend.

Das Raumschiff Nostromo gleitet durch das Weltall. An Bord des Schiffes flackern Hunderte kleine Lichter, auf den zahlreichen Computern kommen Funksprüche und Übertragungen an.

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Der Bordcomputer, genannt Mutter, weckt die siebenköpfige Crew der Nostromo aus ihrem Hyperschlaf, weil er ein Notrufsignal erhält und diesem zu einem fremden Planeten folgt.

Trotz modernster Technik kann Mutter den Ursprung des Notrufs nicht orten und die Crew entschließt sich, der Sache auf den Grund zu gehen.

Als die Crew auf dem fremden Planeten landet, stößt sie auf ein fremdes Raumschiff und erkundet es.

Innerhalb des fremden Schiffes stößt die Crew auf einen fremdartigen Überrest eines riesigen Piloten, der aus seinem inneren heraus explodiert ist.

Der Film lässt die Frage unbeantwortet, ob das Schiff wegen einer Reparatur landen musste oder notlanden musste.

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Trotz des beängstigenden Fundes dringt die Crew weiter in das Schiff vor und findet schließlich eine Höhle, die von großen Eiern übersät ist. Ein Mitglied der Besatzung, Kane, untersucht eines der Eier genauer und wird von einer Kreatur angegriffen, die Besitz von ihm begreift.

Kurze Zeit später bricht Kane zusammen und eine Kreatur bahnt sich den Weg durch seien Torso. Das Unheil nimmt seinen Lauf…

Ein starkes Ensemble

Die Geschichte von Alien wird vor allen Dingen durch die erstklassigen Darsteller getragen, die dem Film eine unverwechselbare menschliche Dimension der Einsamkeit im Universum verleihen.

Obwohl die Crew nur sieben Leute umfasst, ist sie keine geschlossene Einheit. Captain Dallas (Tom Skerritt) muss sich mit dem geldgeilen Parker (Yaphet Kotto) herumschlagen und die Wogen zwischen den einzelnen Mitgliedern der Besatzung glätten.

Ash (Ian Holm) stößt immer wieder mit Ripley (Sigourney Weaver) aneinander, weil beide Charaktere die vom Alien ausgehende Bedrohung unterschiedlich einschätzen. Während Ripley für eine sofortige Tötung des unbekannten Wesens plädiert, mahnt Ash den Wert des Alien für die Forschung an, da es für ihn einen “perfekten Organismus“ darstellt.

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Generell ist Ripley, wen überrascht es, die Figur mit der stärksten Entwicklung. Sie ist derjenige Charakter, der über sich hinauswächst und trotz der Gefahr einen klaren Blick behält.

Eine unbekannte Bedrohung

Jenseits der unerträglichen Spannung ist es das Ausbleiben detaillierter Informationen über das Alien, was den Film vorantreibt. So erfährt der Zuschauer weder etwas über die genaue Herkunft des Alien, seinen Lebenszyklus oder seine physische Beschaffenheit.

Somit ist der Zuschauer ebenso unwissend wie die Charaktere, was maßgeblich zur Steigerung der Spannung beiträgt.

Alien ist ein sorgsam konstruiertes Meisterwerk der Filmgeschichte und hat in vielerlei Hinsicht Maßstäbe für mehrere Genres gesetzt. Zudem wurde Ripley die erste Heldin der Filmgeschichte.

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Wer sich selbst Cineast nennt und das Kino liebt, muss diesen Film gesehen haben.

Über den Autor

Marco

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Gründer und Autor von screenheroes. Mag gute Geschichten und entwickelt gerne für WordPress.

Comments 4

  1. Definitiv. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme, die mich nach wie vor faszinieren, wie kaum ein zweiter. Ganz großes Kino und ganz viel Liebe. Ridley Scotts Meisterwerk (ok, vielleicht neben „Blade Runner“).

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      „Blade Runner“ muss ich auch noch einmal sehen, ist Ewigkeiten her, dass ich den gesehen habe. „Alien“ hat mich aber wirklich aus den Socken gehauen.

      In der kommenden Woche steht dann „Prometheus“ an. Aber davor habe ich etwas Angst, wenn man das Feedback aus der Blogosphäre ansieht. :)

    2. Ah, das beantwortet auch gleich meine Frage. Du hast „Prometheus“ also noch nicht gesehen. Ich weiß, dass ihn viele doof fanden, doch ich fand ihn sehr stark. Sogar noch besser als „Alien 3“ und „Alien 4“.

    3. Post
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